Zuversichtlich und kraftvoll ins Jahr 2020 starten
Welche Gedanken und Gefühle haben Sie, wenn Sie an das Jahr 2020 denken? Gibt es etwas, was Sie belastet? Und wenn ja, was möchten Sie für sich selbst aktiv dagegen unternehmen?
Haben Sie vielleicht eine gewünschte Stelle nicht erhalten oder sogar den aktuellen Job verloren? Oder haben Sie mit der Pflege eines Angehörigen zu tun? Gibt es Unstimmigkeiten mit den Kindern oder in der Partnerschaft, die Ihnen zu schaffen machen?
Wenn einer der genannten Faktoren zutrifft, liegen sicher negative Gefühle obenauf. Zuversichtlich und kraftvoll ins neue Jahr zu blicken, erscheint nicht so leicht.
Manche Menschen hingegen scheinen einen unsichtbaren Schutzschild mit sich zu tragen: Schicksalsschläge werfen sie nicht um, Stress perlt an ihnen ab. Wo andere mit Depressionen, Sucht, Angsterkrankungen oder posttraumatischen Belastungssyndromen reagieren, bleiben sie gesund – d.h. resilient.
Resilienz bezeichnete ursprünglich die Fähigkeit, Extremsituationen durchzustehen, ohne Schaden an der Seele zu nehmen. Heute wird sie erweiternd als Fähigkeit beschrieben, mit Krisen besser umzugehen.
Ist Resilienz erlernbar?
Menschen, die gestärkt aus Krisen hervorgehen, sind bewundernswert. Seelische Widerstandskraft ist zum Glück auch erlernbar. Die Grundlagen werden bereits in der Kindheit gelegt. Wer als Kind Wertschätzung, Ermutigung und Unterstützung erfährt, wird psychisch widerstandsfähiger werden. Aber auch im Erwachsenenalter kann die psychsiche Widerstandskraft noch verbessert werden. Doch es braucht Zeit und einen langen Atem, um verfestigte Denk- und Handlungsmuster zu verändern.
Was machen resiliente Menschen anders?
Habe ich beispielsweise die gewünschte Stelle nicht bekommen, auf die ich mich beworben habe, geht es erst einmal darum, die Niederlage zu verdauen und die negativen Gefühle zu verarbeiten. Dieser Trauer müssen wir auch Raum geben. Wer einen Karriereknick erlebt, sollte sich Zeit zum Durchatmen nehmen, bevor der Neustart in Angriff genommen wird. Kleine Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, sich auf sich selbst und seine Gefühle zu konzentrieren und diese bewusst wieder in eine zuversichtliche Richtung zu lenken (siehe Übung unten!).
Bilanz ziehen und auch die Erfolge sehen
In der Situation des Scheiterns grübeln viele über die Gründe nach. Die meisten Menschen haben dann nur die letzten Wochen und Monate im Blick, also die Zeit, als es zum Knick kam. Wenn ich über die Vergangenheit reflektiere, ist es sinnvoller weiter zurück zu blicken und eine langfristige Bilanz zu ziehen. Dabei sollte ich auch Erfolge mit einbeziehen. Auf diese Weise ist es einfacher, wieder eine positive Einstellung zum Beruf oder den Gedanken an Arbeit zu bekommen.
Neu orientieren, Rahmenbedingungen prüfen
Hilfreich ist es, zunächst herauszufinden, wo die eigenen Kompetenzen liegen. Fragen wie „Was kann ich gut?“ und „Was mache ich gern?“ sind wichtig. Zur Situationsanalyse gehört auch die Frage „Was brauche ich für Rahmenbedingungen?“ Mit Blick auf eine neue Tätigkeit die Überprüfung: Teamarbeit oder doch lieber selbstständige Tätigkeit? Finanzielle Sicherheit und feste Arbeitszeiten oder Unabhängigkeit und freie Zeiteinteilung? Die Neuorientierung fällt leichter, wenn die Antworten auf solche Fragen klar sind.
Umlernen ist möglich
Resilienz ist kein Schicksal. Es geht vielmehr darum, Dinge anders zu bewerten. Das heißt man kann umlernen und schädliche Assoziationen (wie z. B. „Es wird mir nie gelingen.“) verlernen. Das passiert aber nicht mal eben schnell. Resilienz ist ein langfristiger Prozess, auf den man sich einlassen und den man wollen muss.
Einen der sieben Faktoren der Resilienz möchten wir Ihnen vorstellen. Dieser kann helfen, zuversichtlicher zu bleiben.
Faktor Akzeptanz
Resiliente Menschen akzeptieren Veränderungen, anstatt dagegen anzukämpfen. Für sie sind Veränderungen Teil des Lebens und Krisen werden als überwindbare Phasen angesehen. Resiliente Menschen passen sich den Veränderungen an – so wie ein Schilfhalm sich mit dem Wind biegt. Widerstandsfähige Menschen akzeptieren, dass es nicht immer eine Lösung gibt. Sie erkennen, wenn es keine Lösung gibt und sie wissen, dass sie nicht auf jede Frage eine Antwort haben.
Zwei Übungen stellen wir Ihnen vor, die helfen können, Gedanken neu zu sortieren und Dinge leichter zu akzeptieren.
Übung 1: Achtsamkeitsübung „Das Gedankenkarussell unterbrechen“
Schritt 1: Schließen Sie Ihre Augen. Halten Sie einen Moment inne und spüren Sie, welche Gedanken und Gefühle gerade bei Ihnen präsent sind. Verweilen Sie einen Moment.
Schritt 2: Lenken Sie nun Ihren Fokus von den Gedanken weg, nur auf die Atmung und spüren Sie nach: Welche Bewegungen im Körper gibt es? Gelingt Ihnen der Fokus auf die Atmung nicht so leicht, denken Sie „Ich atme ein, ich atme aus…“ – passend zu jedem Atemschritt.
Schritt 3: Nun lenken Sie Ihre Atmung gedanklich – wie in Wellen – in alle Körperregionen. Starten Sie mit dem linken Fuß, dem rechten Fuß, dem Bauch, dem linken Arm, dem rechten Arm, dem Rücken, den Schultern, dem Hals, dem Kopf, dem Gesicht.
Spüren Sie noch einen Moment nach. Vielleicht ist es Ihnen bereits gelungen, sich von den kreisenden Gedankenmustern ein Stück zu befreien und im Hier und Jetzt zu sein und sich nur auf Ihre Atmung und Ihren Körper zu konzentrieren?
Übung 2: „Das Unvermeidbare akzeptieren“
Akzeptieren Sie, was unvermeidbar ist. Das können eigene Eigenschaften sein oder Verhaltensweisen von anderen Personen oder Aspekte der Umwelt, die Sie nicht ändern können: das Älterwerden, cholerische Kollegen, unangenehme Aufgaben, die nicht erhaltene Position oder der Jobverlust, die Krankheit der geliebten Mutter, das Aushalten können, wenn die Kinder ihr Studium abgebrochen haben oder nicht so gestalten, wie es Ihnen am liebsten wäre.
Schimpfen, Jammern und Klagen verbessert die Situation nicht. Suchen Sie stattdessen gezielt nach Vorteilen: Welchen Nutzen haben Sie davon, wenn Sie eine unangenehme neue Aufgabe akzeptieren? Sie gehen vielleicht gelassener damit um und bilden sich dadurch auch fachlich weiter.
In diesem Sinne wünsche wir Ihnen ein gutes, kraftvolles und zuversichtliches Jahr 2020!
Herzlichst, Ihre Beate Pflieger-Lorenz
Tipps zur Vertiefung:
Impulsworkshop 05.02.2020, 16.00-18.00 Uhr; Münzstraße 37, Schwerin.
„Mit Energie und Widerstandskraft ins neue Jahr – Resilienz“.
Seminar am Meer „Kraftvolle Resilienz“, 26./27.03.2020, Sellin
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