Raus aus der Komfortzone

Raus aus der Komfortzone

Fotoquelle: Annelie Haack

Den Sprung aus der Komfortzone wagen 

 „Wer etwas will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe!“     Dalai Lama

Die „Komfortzone“ lässt sich einfach definieren: Sie ist das Vertraute, dort geht alles seinen Lauf ohne großes Risiko. Die Dinge sind berechenbar, ich weiß, was ich habe und was mich erwartet. Oft ist die Komfortzone auch ein Rückzugsraum von äußeren Anforderungen, so wie ein gemütliches Sofa, auf dem ich mich abends einrichte und es mir gutgehen lasse.

Warum sich also freiwillig außerhalb umsehen und den Sprung ins Unbekannte wagen?

Das muss wirklich keiner! Es ist völlig okay, sich in gefühlt sichere Räume zurückzuziehen.

Wichtig ist nur, dass ich mich immer freiwillig entscheide und nicht innere Ängste und Befürchtungen mich davon abhalten, Pläne umzusetzen. Dann hindert das symbolisch gemütliche Sofa eher, mitunter notwendige Schritte zu gehen.

So ist es leider: Veränderung – auch gewünschte – vollzieht sich meist außerhalb der eigenen Komfortzone und braucht daher sowohl Entschlossenheit wie auch Mut, die Dinge anzupacken.

Wie sieht das bei Ihnen aus? Kennen Sie einen der folgenden Gedanken?

  • „Ich würde mich ja gerne mehr bewegen, aber ich bin abends immer so erschöpft!
  • „Andere bestimmen häufig über meinen Kopf hinweg. Das ärgert mich, dennoch lasse ich es zu, weil es mir schwerfällt, klar zu widersprechen!“
  • „Die Arbeitsanforderung ist immens. Dennoch traue ich mich nicht, meine Grenzen anzusprechen oder stellenweise Nein zu sagen!“

Intuitiv wissen wir oft, wie der richtige Weg aussehen würde. Gleichzeitig sind die Widerstände im Kopf häufig groß und wir finden Gründe, warum wir alles beim Alten belassen. Das macht auf Dauer unzufrieden!

Genau hier ist es sinnvoll, mental trainiert zu sein, um flexibel auf Anforderungen reagieren zu können. Flexibel meint in dem Fall, die eigenen Befürchtungen zu kennen und sich dennoch nicht von ihnen steuern zu lassen. Stattdessen bewusst das Für- und Wider dessen abwägen, wenn wir aktiv den Schritt raus aus der eigenen Komfortzone wagen.

Das Komfortzonenmodell und wie Sie es nutzen können

Vor einem solchen Schritt stand einer unserer Kunden: Er sollte für einen Kollegen einspringen, um eine größere externe Veranstaltung seiner Firma zu moderieren. Bei dieser waren auch die Geschäftsführung, der Vorstand ebenso wie diverse Vertreter des öffentlichen Lebens anwesend. Für unseren Kunden war das eine reizvolle Aufgabe, er fühlte sich geehrt, dass man an ihn gedacht hatte. Kleinere Meetings hatte er bereits moderiert, insofern war ihm das Handwerk der Moderation vertraut. Dennoch war ihm mulmig angesichts der Größe und Öffentlichkeit der Veranstaltung, bei der er eine zentrale Rolle spielen sollte.

Er bat um ein Coaching, um sich zu klären, ob er den „Sprung ins kalte Wasser“ wagen und die Aufgabe annehmen sollte. Vor allen Dingen wollte er – auch für die Zukunft – verstehen, welche Mechanismen ihn da einengten. Denn die Erfahrung einen Rückzieher zu machen, wenn der Verantwortungsdruck ihm zu groß erscheint, kannte er bereits aus der Vergangenheit.

Das Komfortzonenmodell von Natalie Schack eignete sich wunderbar für diese Arbeit. Es zeigt in drei Kreisen den Bereich der Komfortzone, umgeben von einem Sicherheitsraum, der wiederum eingekreist ist von der Wachstumszone. Außerhalb der Wachstumszone befindet sich der Panikraum – hier ist alles „out of control“ – daher zu Recht beängstigend.

Quelle und Übung: Natalie Schack – aus dem Buch Micro Inputs Veränderungscoaching – Manager Seminare

Besonders eindrucksvoll im Modell sind die Figuren der Leibwächter. Sie repräsentieren in dem Fall innere Überzeugungen oder Glaubenssätze, die Sie bisher begleitet haben. Und diese verhindern letztendlich, dass wir mutiger sind und Schritte ins Unbekannte wagen. Das kann eine Überzeugung sein wie: „Wenn ich widerspreche, bekomme ich Ärger!“ – also lass ich es und sage lieber nichts. Oder: „Das lerne ich nie mit dem neuen Abrechnungsprogramm – das ist nicht meine Welt!“, also setzte ich mich nicht intensiver damit auseinander, weil dann Frust vorprogrammiert ist. Oder wie im Falle unseres Kunden: „Alle denken ich kann das gut. Ich weiß jedoch genau, so flüssig wie der Kollege krieg ich das nie hin. Da werden einige enttäuscht sein von mir!“ 

Solche Überzeugungen – die Leibwächter – sorgen dafür, dass wir uns nicht unnötig in eine gefühlte Gefahr begeben. Ihre Absicht war und ist also eine Gute. Gleichzeitig verhindern sie Entwicklung und häufig übersehen wir dabei, dass manche „Leibwächter in die Jahre gekommen“ sind. Früher mag es richtig gewesen zu sein, den Mund zu halten, weil wir z.B. noch nicht so gute Argumente hatten oder abhängig waren. Ob das heute noch so ist, überprüfen wir oftmals nicht!

Im Nachhinein wäre es sehr ärgerlich, wenn wir unseren festgefahrenen Überzeugungen zu viel Gehör schenken, ohne diese in der aktuellen Situation kritisch zu hinterfragen.

Raus aus der Komfortzone in drei Schritten   

Schritt 1:

Überprüfen und notieren Sie: In welcher Situation fällt es mir schwer, meine Komfortzone zu verlassen? Was sind Überzeugungen, die mich derzeit abhalten und wovor genau wollen mich diese Überzeugungen bewahren? Wie real ist die „Gefahr“ überhaupt?

Schritt 2:

Nun haben Sie zwei Möglichkeiten: Erstens können Sie sich kleine Schritte überlegen, die Sie durch den Sicherheitsraum in den Wachstumsbereich führen. Was also wären Aktionen, die Sie nur wenig Überwindung kosten? Wann fühlen Sie sich  relativ sicher, die Dinge im Griff zu haben? Die Antworten auf die Fragen können Minischritte raus aus der Komfortzone sein.

Oder aber Sie gehen gleich einen größeren Schritt rein in die Wachstumszone. Wie könnte dieser aussehen? Was ist der Vorteil, gleich einen großen Schritt zu wagen? Und was kann Ihnen schlimmstenfalls passieren (das sind die Blitze in dem Modell), wenn Sie den Sicherheitsraum verlassen?

Stellen Sie beide Optionen nebeneinander, um besser entscheiden zu können.

Schritt 3:

Hier steht die eigene „Sicherheit“ im Vordergrund: Welche Grenzen definieren Sie? Ab wann beginnt der Panikraum? Gibt es plötzliche Ereignisse, die Sie in Panik versetzen könnten? Notieren Sie alles, was Ihnen hierzu einfällt.

Und dann überlegen Sie: Wie wahrscheinlich ist es, dass diese negativen Vorausahnungen eintreten? Wenn das doch passieren sollte, welche Maßnahmen fallen Ihnen dann ein, die Gefahr einzugrenzen oder gar abzuwenden? Dieser Part ist besonders wichtig, um den Komfortbereich passieren zu dürfen.

Und wie hat unser Kunde entschieden? Er hat den Jahresauftakt moderiert. Geholfen hat ihm dabei, dass er sich vorbereitend alle Beiträge der Redner schicken ließ und somit eine klare Struktur vor Augen hatte, ebenso wie eigene Fragen zu Themen überlegen konnte. Das war für ihn der rote Faden, der ihm die nötige Sicherheit vermittelte. So konnte er seinem (Leibwächter) „Qualitätsanspruch“ gerecht werden. Und die wertvolle Erfahrung machen, dass die meisten Dinge im Nachhinein nicht so schwer sind, wie vorher befürchtet.

Wir wünschen Ihnen ebenfalls positive Erfahrungen, wenn Sie ungewisses Terrain betreten. Notieren Sie doch einmal am Ende einer Woche, wie oft sie in der vergangen Woche Ihre Komfortzone verlassen haben – selbst kleines Bewegungen zählen. Vielleicht sind Sie selbst überrascht über die Häufigkeit. Das kann ebenfalls hilfreich sein, mehr Zuversicht zu gewinnen.

Herzliche Grüße und auf bald

Ihre Karin Grahn und Beate Pflieger-Lorenz

 

 

 

 

 

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