Begeistern bei Spontanreden

Begeistern bei Spontanreden

Wie kann ich eine beeindruckende Spontanrede halten?

Wann haben Sie das letzte Mal gebannt einer Rede gelauscht? Wer oder was hat Sie dabei „gepackt“?

Im Beruf oder Alltag kann es dazu kommen, dass Sie plötzlich vortragen müssen. Der Adrenalinpegel steigt dann erfahrungsgemäß an, insbesondere, wenn Sie ungeübt sind. Wie können Sie es schaffen, unvorbereitet etwas einfach und verständlich zu erklären und damit auch noch andere überzeugen? Bei so einer sogenannten „Stegreifrede“ ist neben dem Improvisationstalent auch Methodik gefragt.

Der Begriff „Stegreifrede“ stammt übrigens aus dem 17. Jahrhundert. Damit wurden eilige Nachrichten von reitenden Boten bezeichnet, die direkt nach dem Eintreffen am Ankunftsort verkündet wurden. Der Bote sprach dabei noch auf dem Pferde sitzend, um keine Zeit zu verlieren aus den „Stegreifen“, d. h. aus den Steigbügeln. Der Name ist geblieben, auch wenn heute selten vom Pferd herunter geredet wird. So ein Spontanvortrag ist schon ebenerdig aufregend genug.

Mit zwei hilfreichen Tools, können Sie sich Sicherheit und Struktur dafür verschaffen.

1. Schritt: Starten Sie mit „einem Knall“ hinein und mit einem „Knall“ wieder heraus.

Der erste magische Eindruck zählt und zieht Ihre Zuhörerschaft idealerweise in den Bann. Das sind die ersten 30 Sekunden, die Sie gut nutzen sollten. Der letzte Eindruck bleibt ebenfalls in Erinnerung. Deshalb lohnt es sich, anstatt mit einem verlegenem „Ähm“, wohlüberlegt zu beginnen. Versuchen Sie durch einen guten Kontaktaufbau zu den Zuhörern, diese für die Sachinformation zu begeistern. Wenn Sie beispielsweise im Teammeeting vom Chef gebeten werden, Ihr Projekt vorzustellen, beginnen Sie mit einem sogenannten „Ohröffner“, der Interesse an Ihrem Thema weckt.

Hier eine kleine Schatzkiste an Möglichkeiten für den schwungvollen Einstieg:

persönliches Erlebnis/ Anekdote, in Bezug auf das Thema: „Als wir letzten Freitag unsere Projektbesprechung hatten, brachte Anja Ihren berühmten Quarkkuchen mit in die Runde. Wir haben dann einfach mal bei Kaffee und Kuchen innegehalten und das letzte Jahr Revue passieren lassen.“
Emotionen „Ich bin sehr dankbar und froh, dass wir trotz der Startschwierigkeiten im letzten Jahr eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit im neuen Projektteam entwickelt haben.“ 
Assoziationen „Wenn ich an unser Projekt denke, fällt mir eine Nuss ein. Die Anfangsphase entpuppte sich als sehr harte, kaum zu öffnende Nuss-Schale. Mittlerweile haben wir diese aber knacken können und sind jetzt zum eigentlichen Kern vorgedrungen….“
Beobachtungen „In den letzten Wochen ist mir aufgefallen, dass unser Projekt auch in den anderen Abteilungen und Bereichen immer mehr beachtet wird. Es gab verschiedene Anfragen und Austauschwünsche dazu an uns….“
kurzes Zitat/ Ausspruch „Aller Anfang ist schwer“ – „Das geht mir durch den Kopf, wenn ich an den Start unseres Projektes im letzten Jahr denke…..“
Frage „Wie haben wir es geschafft, unser neues Projekt zu entwickeln, trotz all der Widrigkeiten in der Corona-Zeit? – Dazu möchte ich Ihnen einen kleinen Überblick geben.“
Insbesondere die Frage-Technik eignet sich, wenn einem spontan so gar nichts Geniales einfallen will. Formulieren Sie Ihr Thema in Frageform. Sie werden merken, wie das Interesse der Zuhörenden angeregt wird.

Wenn Sie den Anfang gut gemeistert haben, bietet sich ein kleiner Leitfaden als Struktur an, um den roten Faden zu behalten und sich nicht in Nebensächlichkeiten zu verlieren:

 

2. Schritt: Strukturiert reden mit dem VEGAZ-Prinzip

Illustrationen: Laura Grahn

Das VEGAZ-Prinzip bietet Ihnen eine hilfreiche und interessante Struktur, an der Sie sich langhangeln können. Es zielt darauf ab, eine kurze Geschichte mit rotem Faden zu erzählen. Dabei steht jeder Buchstabe für einen Ablaufschritt im Vortrag. Diese Struktur ist auch für private Anlässe hilfreich – wenn Sie z. B. auf einem Geburtstag oder einer Hochzeit/ Silberhochzeit sprechen. Um das Prinzip lebendig zu illustrieren, hier ein Beispiel für eine typische berufliche Situation.

Sie werden im Teammeeting von Ihrem Vorgesetzten darum gebeten, Ihr Projekt vorzustellen.

V = Vergangenheit

Zunächst widmen Sie sich der Vergangenheit. Wie hat das Projekt begonnen? Wie kam die Idee für das Projekt zustande? Damit wecken Sie Emotionen und erzeugen Spannung.

E= Entwicklung

Was ist seit dem Projektstart passiert? Was haben Sie bereits erreicht, welche Probleme gab es? Benennen Sie wichtige „Meilensteine“.

G = Gegenwart

Wie ist der aktuelle Stand des Projektes? Wer muss besonders genannt werden, bei wem möchten Sie sich bedanken? Vielleicht sitzen die entsprechenden Personen mit im Raum, die Sie erwähnen und direkt ansprechen können?

A = Andere

Welche anderen Meinungen/ Rückmeldungen müssen in diesem Zusammenhang mit benannt werden? So weiten Sie den Blickwinkel, bringen vielleicht sogar kontroverse Feedbacks mit ein. Diese ehrliche Beschreibung sorgt für Authentizität und Offenheit, wirkt überzeugend und echt.

Z = Zukunft

Wie stellen Sie sich die Zukunft des Projektverlaufes vor? Was ist weiter geplant? Welches Ziel steht aktuell im Fokus und wie können Sie dieses erreichen?

Wenn Sie diese 5 Punkte anwenden, werden Sie sehen, wie einfach es sein kann, auch spontan zu reden. Natürlich können sie diese Formel auch für vorbereitete Vorträge anwenden.

Gestalten Sie den Abschluss „rund“, indem Sie hier „mit einem Knall wieder raus“ gehen. Das bedeutet, konkret einen Abschluss-Satz zu finden und diesen nicht zu „verwässern“. Hier bitte nicht noch weitere Füllsätze anschließen. Sie können beispielsweise  mit einer Geschichte die Emotionen der Zuhörer ansprechen. Aus dieser Geschichte können Sie dann eine Handlungsanweisung oder einen Appell ableiten, der einen Mehrwert bedeutet für die Zuhörerschaft. Vielleicht passt aber auch ein kurzes Zitat/ Ausspruch. Auch mit einer offenen Frage, die Sie rhetorisch oder aber als Diskussionsgrundlage stellen, lässt es sich elegant beenden.

Welche Anregungen nehmen Sie mit für Ihre nächste begeisternde Spontanrede?

Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg und freuen uns über Ihre Rückmeldung!

1 Kommentar zu „Begeistern bei Spontanreden

  1. Ein interessanter Beitrag mit vielen praktischen Tipps, die sich auch leicht umsetzen lassen, wenn man spontan reden will oder soll. Besonders die verschiedenen Ideen für packende „Aufhänger“ für Reden fand ich sehr lesenswert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.